Claudia U. - Exeter

Claudia U. verbringt sechs Monate in Exeter

Hallo, lieber Herr Bolle,
 
Sie hätten mich nicht besser vermitteln können! :-)
Es ist natürlich nicht ungewöhnlich, dass ich Zeit zum Einleben brauchte (es hat 4 Wochen gedauert; ohne meine Entscheidung in diesem  Zeitraum bereut zu haben).
Mein Kopf brannte die ersten Wochen und die Wochenendausflüge habe ich anfänglich nicht mitgemacht, weil auch diese wegen des permanenten Englischbabbelns anstrengend waren. Jedoch die Kurzvergnügungen in der Woche oder die Ausflüge freitags ab 13.30 Uhr ins Dartmoor, Scones backen, Pub-Abende, und, und  ......... :-)

Ich war die einzige Schülerin im Elementary-Bereich (4 Wochen Einzelunterricht, luxuriös, aber die Gruppe ist natürlich ein wichtiges, nicht zu unterschätzendes soziales Lernfeld!)
Alle anderen Studenten aus aller Welt haben hier ein hohes  Sprachniveau und streben alle möglichen Diplome an. Deshalb war ich in der Pausenunterhaltung auch recht zurückhaltend.
Aber ich habe mich nun an alles gut gewöhnt und habe seit letzter Woche  2 Mitschülerinnen aus Russland und der Türkei und bin darüber mehr als glücklich. Sie bleiben 10 Wo. und 2 Monate. So können wir drei nun die Sprache als unsere gemeinsame erlernen.

Die Lehrer sind wirklich sehr professionell und sehr zugewandt. Es ist eine freundliche Atmosphäre im Haus. Sie kennen die Schule ja. Die "studentslounge" mit dem Kamin ist sehr behaglich und kommunikativ. Für die Klassenräume sollten ihre Interessenten im Winter auf jeden Fall Strickjacken mitbringen. Sie sind etwas frisch! :-) Die Gastfamilie ist i.O., sie ist offen für Kommunikation und förderlich. Das höre ich von den meisten anderen auch.

Die Enge in den Häusern ist vielleicht anfänglich ungewöhnlich und das frische Hausklima. In Deutschland sind die Häuser gedämmter. Aber mit einem warmen Pullover alles kein Problem.
Die Stadt ist einfach schön sowie die Umgebung auch!!! Ich habe schon Konzertkarten für die Kathedrale und die Universität.
Bisher war ich jedes Wochenende in der Bibliothek. Sie ist, so steht es dort auch an der Wand der "livingroom der Stadt Exeter". Man kann dort gut sitzen, lernen, Kaffee trinken (weil mit Cafeterria, sogar mit Organic Food), hat viel Licht und Blick in den Garten. Ich liebe diese Bibliothek. Sie ist auch mein Wohnzimmer geworden.

Dann arbeite ich seit 3 1/2 Wochen in einem Charity-Shop, Sue Ryder (Hospiz-Verein) ehrenamtlich 2x die Woche. Debbie, meine Lehrerin, war mir im Rahmen des authentic- Unterrichtes behilflich, auch beim Ausfüllen der langen(!) Bewerbungsunterlagen. Jeder 4. Brite arbeitet ehrenamtlich. Zum Teil gibt es in einigen Einrichtungen Wartelisten; undenkbar für Deutschland.
Ich babbel im Laden noch nicht viel, ABER ich habe die Möglichkeit und die Leute sind sehr freundlich. Ich kontrolliere und sortiere die gebrauchte Kleidung, beschildere sie und bringe sie in den Laden.
So habe ich jetzt meinen Alltag gefunden und bin sehr zufrieden. Natürlich wünsche ich mir schnellere Erfolge im Erlernen der Sprache. Aber jeder hat sein eigenes Tempo und seine eigene Traute zur Anwendung. Ich habe Zeit und lerne für mich, muss keine Abschlüsse erwerben.

Meine Entscheidung für diesen langen Zeitraum war richtig. Ich bedanke mich bei Ihnen sehr für die gute Schulwahl!
Ich konnte Ihre Gesellschaft auch schon mit bestem Gewissen und viel Begeisterung weiterempfehlen!